Vom Matterhorn zum Monte San Giorgio
Ein exemplarischer Blick auf die Schweizer Theaterlandschaft
von Daniel Imboden
Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: Schweiz (04/2016)
Assoziationen: Schweiz
Matterhorn, Eiger und Rigi überstrahlen in der Außenwahrnehmung alle anderen Schweizer Bergspitzen, und seien sie noch so wohlgeformte Viertausender. Doch lokal spielen auch weit weniger hohe Erhebungen eine wichtige Rolle. Ähnliches lässt sich über die Theaterlandschaft der Schweiz feststellen. Christoph Marthaler, das Teatro Malandro, die Compagnia Finzi Pasca, Milo Rau oder Zimmermann & de Perrot genießen internationale Anerkennung. Vor Ort prägen aber auch viele andere Institutionen und Gruppen die sehr lebendige und vielfältige Schweizer Szene. Die unterschiedliche Farbgebung verläuft auf der geografischen Achse der Sprachregionen und auf der strukturellen der Theatersysteme (Repertoire vs. Ensuite und Stadttheater vs. freie Szene, wobei es einzig in der Deutschschweiz durch die Stadttheaterstruktur ein ausgeprägtes Repertoiresystem gibt). Derart manifestieren sich eine spannende Vielzahl von unterschiedlichen Arbeitsweisen und Spielformen. Eine spezifische Schweizer Theaterästhetik gibt es nicht. Festzuhalten sind höchstens eine große Eigenständigkeit und Eigenwilligkeit, die durch die sprachlichen und kulturellen Abgrenzungen zusätzlich eine regionale Ausprägung erfahren. Denn die Orientierungs- und Perspektivpunkte für die Deutsch- und diejenigen der Westschweiz sowie des Tessins und der rätoromanischen Regionen sind breit gestreut.
Stadttheater. Die Regisseurin Karin Henkel zeigte im Herbst 2015 im Zürcher Schiffbau mit dem Mammutprojekt „Die zehn Gebote“ eindrücklich auf, was ein Stadttheater leisten kann. Was hier an...