französischsprachige schweiz
Der Schwarm
Struktur und Organisation des Theaters in der französischsprachigen Schweiz
von Éric Lavanchy
Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: Schweiz (04/2016)
Assoziationen: Schweiz
In den Jahren von 1950 bis 1960 befreite sich das Theater der Romandie schrittweise aus der Bevormundung durch die französischen Tourneetheater. Damals durchlief es eine rege Phase der Professionalisierung. Viele Produktionshäuser wurden ins Leben gerufen. Nichtsdestotrotz schaute das Theater der französischsprachigen Schweiz weiterhin in Richtung Frankreich und strukturierte sich demzufolge völlig anders als das Deutschschweizer Theater, das sich eher an Deutschland und Österreich orientiert. Dies beeinflusst den Zugriff auf den Text ebenso wie den Bau des Bühnenbildes. Das bedeutet auch: In der französischsprachigen Schweiz gibt es keine Ensembles (im deutschschweizerischen Sinne einer dauerhaft zusammenarbeitenden Truppe, einzig Opernhäuser stellen manchmal Perückenmacher, Requisiteure, Tischler oder Schuster dauerhaft an; an Schauspielhäusern ist das nie der Fall). Bis auf die Leitungsposten gibt es daher auch keine Verträge von langer Dauer. Inszenierungen entstehen um ein Team herum, das sich für das Projekt eines Regisseurs oder eines Künstlerkollektivs zusammengefunden hat und sich danach wieder auflösen wird. Was nicht verhindert, dass Vertrauensverhältnisse oder Künstlerfamilien entstehen, aber natürlich auch die Arbeit zerstückelt und den Wechsel von Auftraggebern vervielfacht.
Mit der Zeit haben sich drei Vereinigungen gebildet, die gegründet wurden, um Bedürfnisse und Sorgen zu formulieren oder Prinzipien zu verteidigen: Produktionshäuser haben sich in der Union des Théâtres Romands...