Theater der Zeit

Im Herzen des Figurentheaters in Togo

von Simone Thon und Vicky Tsikplonou

Erschienen in: Recherchen 157: Theater in Afrika II - Theaterpraktiken in Begegnung – Kooperation zwischen Togo, Burundi, Tansania und Deutschland (07/2020)

Assoziationen: Puppen-, Figuren- & Objekttheater Afrika

Das Puppen- und Marionettenspiel in Togo ist eine sehr vielfältige Kunstform, die von der kulturellen Diversität und dem reichen Kulturerbe des Landes zeugt. Vor dem 20. Jahrhundert galt die Marionette als mystisches Objekt und war Bestandteil von Riten und Heilpraktiken. 1976 wurden Marionetten zum ersten Mal im Theaterkontext für Aufführungen genutzt, zu Beginn mangelte es an Wertschätzung und Verständnis für diese Kunstform, sie wurde aber bald auch auf internationaler Ebene anerkannt: Togo war das erste Land, das Subsahara-Afrika beim fünften Festival Mondial des Théâtre de Marionette (Weltfestival des Marionettentheaters) in Frankreich vertreten konnte.

Die Entwicklung des togoischen Figurentheaters beginnt mit den Aktivitäten des Künstlers Danaye Kalanfeï. Seine Marionetten ziehen ihre Inspiration aus tchitchili, Darstellungen von Geistern der Ahnen der Moba (Ethnie im Norden Togos). 1978 gründet er das Théâtre National de Marionnettes du Togo (Nationales Puppentheater Togos).

Die meisten togoischen Puppenspieler*innen bauen ihre Figuren zu Hause oder in den Räumlichkeiten ihrer Compagnien, die als Aufführungsort, Probenraum und Atelier zugleich dienen. Für die Herstellung benutzen alle Gruppen ähnliche Materialien, z. B. Kalebassen, Bast, Eisendraht, Cauri-Muscheln und Stoff, Recyclingmaterial wie Kronkorken, Pappkartons, Sägemehl, Maiskolben, Konservendosen und Plastikflaschen. Als Kulisse dient meist ein Puppentheater, auf dem die sehr unterschiedlichen Figuren während der Vorstellung...

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