It-Girl, Busenwunder, Opfer des männlichen Blicks? Die US-Amerikanerin Anna Nicole Smith, geboren als Vickie Lynn Hogan in Houston, Texas, wurde Zeit ihres medialen Lebens nur selten freundlich apostrophiert. Als unauthentisches Zerrbild von Weiblichkeit beschimpft, geriet sie schnell zur verspotteten und verhassten Medienfigur. Dieser Vorgang, erklärt Patsy l’Amour laLove in der fünften Folge unserer Reihe Theater und Moral, ist bezeichnend für eine Gesellschaft, die unter dem Banner von Vielfalt und Toleranz das Subjekt ignoriert. Anstatt das It-Girl als Marionette eines grassierenden Selbstoptimierungsanspruchs abzuurteilen, so die Geschlechterforscherin, gehöre Smith als Subjekt wahr- und ernst genommen. Ein Plädoyer für einen anderen Umgang mit Geschlecht, Körper und Sexualität, der auch das homo- wie transsexuelle Subjekt vor der Verflüssigung bewahrt.
Der Frage nach dem Geschlecht auf der Theaterbühne folgt jener nach Authentizität und Progression. Ist diese und jene Darstellung emanzipatorisch, altbacken, irgendwie Klischees reproduzierend, fluide genug und damit bekömmlich? Ich möchte für den Widerspruch des Reality-It-Girls auf der Bühne plädieren, für die schwule oder transsexuelle Lebensgeschichte mitsamt ihrer Konflikte: weg vom als nichtssagend inszenierten Fluiden – hin zum Körper im Ringen mit dem, was man als Identität versteht und nicht einlösen kann.
Ich möchte ein Beispiel – eine Ikone vielmehr – für die Inszenierung von...