Der historische Angelpunkt des kleinen HAU-Festivals „Utopische Realitäten – 100 Jahre Gegenwart mit Alexandra Kollontai“ war der Beginn der Russischen Revolution vor genau hundert Jahren – ein Jubiläum, das hier in der allgemeinen Luther-Lawine untergeht. Alexandra Kollontai wiederum ist eine in Vergessenheit geratene Person der Geschichte, eine russische Revolutionärin, die als Frauenrechtlerin und spätere Diplomatin das einzige Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei von 1927 war, das Stalins Vernichtung überlebte. Kollontai ist somit die ideale Figur, eine einigermaßen bekannte Geschichte in neuen Zusammenhängen zu erkennen – von den Utopien der russischen Revolutionäre bis zum Russland Putins heute.
Marina Davydova, Schauspieldirektorin der Wiener Festwochen 2016, und Bühnenbildnerin Vera Martynov entwarfen dafür eine komplexe Parcoursinstallation. Im Zentrum, auf der Bühne des HAU 3, befindet sich der Raum „Eternal Russia“, so auch der Titel des Ganzen. Der Raum ist eingerichtet als Salon vor der Revolution, mit einem Porträt des letzten Zaren Nikolaus II. über der Tafel, auf der bald das Porzellan zu vibrieren und zu klirren beginnt, während historische Filmaufnahmen die Unruhen auf den Straßen zeigen. Schließlich kippt auch noch eine klassizistische Statue vom Sockel und zerbricht – die alte Welt geht in Trümmer und der Besucher wechselt in den ersten Raum der...