Kommentar
Der Müll, der Mensch und das Marketing
Die Stadt Krefeld bekommt für ihren Theaterplatz den OPER! Award als Ärgernis des Jahres
von Stefan Keim
Assoziationen: Musiktheater Nordrhein-Westfalen Theater Krefeld und Mönchengladbach

Content-Note: Klassistische Äußerungen
Aufregung in Krefeld: Bei der Verleihung der OPER! Awards bekam die Stadt die Anti-Auszeichnung „Ärgernis des Jahres“. Grund ist der seit vielen Jahren verwahrloste Theaterplatz. Die Stadt verweist darauf, dass sie Gegenmaßnahmen ergriffen hat. Die Jury bleibt bei ihren Argumenten und sagt, Krefeld wolle mit dem Protest nur von eigenen Fehlern ablenken.
Erstmal ein Blick auf die Fakten: Das Theater Krefeld hat wirklich ein riesiges Problem. Seit Jahren ist der Theaterplatz ein Treffpunkt von Drogendealern und Obdachlosen. Beim Weg zur Vorstellung prallen verschiedene Welte aufeinander. Die Beschäftigten des Theaters haben ebenso für eine sozialgerechte Lösung protestiert wie die Theaterleitung, jahrelang passierte nichts. Nebenher hat das Zwei-Städte-Theater Krefeld-Mönchengladbach an seiner zweiten Spielstätte ein fast noch größeres Problem. Da ist eine aufgegebene Parkgarage die einzige Möglichkeit, sein Auto abzustellen. Wer den normalen Weg hinaus nehmen will, steht im Treppenhaus zwischen fleckigen Matratzen. Hier wohnen Menschen unter erbärmlichen Umständen, der städtische und vor allem politische Umgang damit ist eine Schande. Als ich letztens dort war, um die Aufführung „Revolution“ anzuschauen, erinnerte die Szene an Bilder aus einem Zombiefilm.
„Da flirten die OPER! Awards hemmungslos mit dem Vokabular der Rechtspopulisten“
Am Niederrhein liegen also Bronx und Bühne nahe beieinander, an wenigen...
Erschienen am 14.3.2023