„Mein ganzes Leben steht auf dem Spiel!“, bricht es aus Alexej Iwanowitsch heraus. Die krankhafte Spielsucht des Generals, bei dem er als Hauslehrer dient, hat auch ihn infiziert. Nämlicher General ist samt seiner Sippschaft im fiktiven Kurstädtchen Roulettenburg gestrandet. Dort hat er sich am Spieltisch so restlos verausgabt, dass ihn nur noch das Erbe einer steinreichen Tante vor dem sicheren Ruin retten könnte. Doch die angeblich sieche Verwandte kreuzt plötzlich selbst in Roulettenburg auf und erweist sich als kerngesund, bis auch sie sich vom pathologischen Zockerzwang anstecken lässt.
Es ist nicht allein die Profitgier, die Dostojewskis Romanfiguren antreibt. Vielmehr spielen sie eine Art russisches Roulette. Zwar ohne Kugel und Revolver, sondern wie im Kasino üblich mit Jetons; und doch geben sie sich einem potenziell tödlichen Glücksspiel hin, das schlimmstenfalls mit der völligen Vernichtung der Existenz endet. Alexej hat recht: Es steht das ganze Leben auf dem Spiel.
„Der Spieler“ eignet sich daher nur sehr bedingt als Vorlage, um auf der Bühne den modernen Kasinokapitalismus von heute zu verhandeln. Dostojewski erzählt nicht von strategisch kühlem Gewinnstreben der Menschen, sondern von der fieberhitzigen Lust am Untergang. Die will offenbar auch Andreas Kriegenburg inszenieren. Von Harald B. Thor hat er sich ein stählernes...