Liebe Emre!
Meine Kolleginnen und Kollegen haben mich gefragt: „Wie hast du Emre eigentlich kennengelernt?“ Ich habe von meiner ersten Reise nach Istanbul erzählt, im Juli 2007 direkt nach den Wahlen. Damals warst Du die Leiterin des kleinen, innovativen Stadttheaters in Izmit. Ich erinnere mich an unsere ersten Gespräche über Geschichte, Europa und ein Projekt, in dem Du mit Kindern gearbeitet hast, das dann in unterschiedlichen lokalen Besetzungen von Diyarbakır über Hamburg nach Amsterdam reiste.
Ich möchte Dir sagen, was Du uns bedeutest. Du stehst für uns auf einem politischen Beobachtungsposten und bist Übersetzerin einer uns sehr vertrauten und gleichzeitig fremden Kultur. In unserer ersten gemeinsamen Produktion „Nathan schweigt“ haben wir zum Thema Glaube und Toleranz recherchiert, auch Deine persönliche Interpretation des Islam spielte dabei eine Rolle. Du warst schon damals irritiert über die Islamophobie in Europa. Eine weitere Freiburger Recherche fand zu dieser Zeit parallel statt: Unsere Schauspieler forschten im Rahmen des Projekts „Cabinet. Ein türkisch-deutscher Theaterbazar“ zu türkischen Ikonen. Das Ensemble saß inmitten sprechender Papageien in der Lobby eines heruntergekommenen Istanbuler Grand Hotel. Du warst ständiger Gast in dieser Runde, hast unsere Verwirrung kommentiert und uns beraten. Du konntest uns auch erklären, warum wir ein Jahr später in...