Lou Wei, Sie sind Parteisekretär an der größten und ältesten Theaterakademie Chinas mit fast 4000 Studenten. Keine leichte Aufgabe. Zumal Sie etwas ganz anderes studiert haben, Sie kommen nicht aus dem Theater oder den Künsten.
Ja, das ist richtig. Zunächst studierte ich Ingenieurswissenschaften und danach, als Graduate, Biologie. Danach kam ich als Manager an die Shanghai University of Trade and Commerce und machte dort meine ersten Erfahrungen, wie man eine Universität managt. Ich sehe die Leitung einer Universität als Teil unseres Systems der Erziehung und der Kultur in China und natürlich auch als Teil des generellen Managementwissens. Als die Stadt Shanghai mich fragte, ob ich an die Theaterakademie gehen wollte, war ihre Begründung, dass gerade jemand, der zunächst einmal kein Insider ist, frisches, neues Denken in die Akademie bringen kann. Vor allem auch, weil ein Naturwissenschaftler in sehr strukturierten Formen des Denkens ausgebildet wird.
Gab es auch ein persönliches Interesse an Theater?
Oh ja, natürlich. Was ich an den Künsten so schätze, ist, dass sie Fantasie, Ideenreichtum und das eigene Denken stimulieren. Die Künste regen den Betrachter, den Zuschauer an, manchmal durch sehr einfache Formen, die in der Vorstellung des Zuschauers zu höchst komplexen Momenten werden können. Ich persönlich finde...