Vor einigen Jahren wurde bei einem Seminar im Rahmen des Internationalen Puppentheaterfestivals in Finnland im Gespräch plötzlich deutlich, dass zur Zeit weder in den nordischen noch in den baltischen Ländern Puppenspielkunst auf Universitätsebene gelehrt wird.
Das Verschwinden der Puppentheater-Studiengänge
Die Ausbildung von Puppenspieler*innen und Puppenspielregisseur*innen in diesen Ländern war insgesamt relativ vielseitig – mit einer Mischung aus Spezialausbildung bzw. Studium, konventioneller Theaterausbildung, Studioausbildung, Kurzzeitkursen und beruflich erworbenen Fähigkeiten. Hochschulen mit einem speziellen Studienangebot für Puppentheater gab es bis vor einiger Zeit in den meisten Ländern Skandinaviens und des Baltikums.
In den letzten Jahren jedoch wurden alle Studiengänge der Puppenspielkunst eingestellt. Die Schulen selbst wurden nicht geschlossen, aber das Lehrfach Puppentheater wurde in andere Disziplinen integriert und etwa mit Multimedia-, Schauspiel- oder Körpertheater-Ausbildung kombiniert. Die Puppentheaterausbildung ist in der zeitgenössischen Ausbildung der Darstellenden Künste aufgegangen.
In dieser Situation stellt sich die Frage: Kann das Puppentheater als eigenständiges Genre aufrechterhalten werden, wenn der nachwachsenden Generation eine umfassende Ausbildung im Puppenspiel fehlt?
Gleichzeitig ist zu konstatieren, dass sich die Anforderungen an eine zeitgenössische Puppentheater-Inszenierung verändert haben: Über welche Fähigkeiten müssen moderne Puppenspieler*innen entsprechend verfügen? Sollte die universitäre Puppenspielausbildung Studierende möglichst universell zu einer Mischung aus guten Schauspieler*innen und Puppenspieler*innen ausbilden, deren Werkzeugkästen auch...