Robert Menasse und Kathrin Röggla im Gespräch mit Axel Tangerding
Axel Tangerding: Ihr habt mit dem Balcony Project ganz konkrete Handlungsanweisungen entwickelt. Was können wir tun am 10. November?
Robert Menasse: Es ist eine ganz einfache Idee. Alles, was wir von Republikausrufungen historisch wissen und kennen an Bildmaterial und Tondokumenten usw., ist, dass es immer von Balkonen aus geschehen ist. Auch die großen Bewegungen in der Gesellschaft stehen häufig mit Menschen in Verbindung, die von Balkonen aus etwas ausgerufen oder etwas gesagt haben, im Guten wie im Schlechten übrigens. Hitlers Verkündung des Anschlusses Österreichs ans Deutsche Reich vom Balkon auf dem Wiener Heldenplatz; der ganze Heldenplatz voll von Menschen. Das Bild des Redners auf dem Balkon ist in Hinblick auf die Bewegung von Gesellschaft ein ganz starkes Bild. Und deshalb haben wir gesagt: Machen wir es von Balkonen aus und nennen wir es Balcony Project. Es geht um den Versuch, den öffentlichen Raum zu erobern, der Balkon ist sozusagen eine Einheit, eine kleine Einheit des öffentlichen Raums.
Tangerding: Und was bedeutet das konkret?
Menasse: Alle, die mitmachen, alle Theater und Kulturinstitutionen haben sich verpflichtet, zur selben Uhrzeit am selben Tag das Manifest zu verlesen, die Europafanfare zu spielen und...