Die Macht audiovisueller Mediatisierung
Mediatisierung: Schnittstelle von Kunst und Konsum
von Joachim Fiebach
Erschienen in: Welt Theater Geschichte – Eine Kulturgeschichte des Theatralen (05/2015)
Kapitalismus schere sich letztlich nicht um Inhalte, um Konzepte, sondern nur um den Profit, der mit Tätigkeiten und Dingen zu machen ist, kommentierte Terry Eagleton zur linken Strömung im Postmodernismus. „A radical assault on fixed hierarchies merged effortless with that revolutionary levelling of all values known as the marketplace.“ Seit den 1960er Jahren sei „big business“ kulturell geworden.180 Das dürfte etwas ungenau datiert sein. Verbildlichung, Visualisierung, die Aufmachung, die Betonung der Oberfläche, des Sinnlichen und so des Ästhetischen – alles das ist grundlegend für die Ausbildung des Konsumkapitalismus seit Ende des 19. Jahrhunderts. Bereits Peter Behrens, symptomatisch früher Visionär antinaturalistischer Theaterkunst als der „Achse“ im Paradigmenwechsel der westlichen Künste, verhalf „big business“ um die Jahrhundertwende zu einem kulturellen Antlitz, anders formuliert zur Ästhetisierung oder Theatralisierung der Warenzirkulation, die seit den 1950er Jahren wesentliches Kennzeichen der Spektakelgesellschaft werden sollte. Zur gleichen Zeit, 1907, stellte Daniel Hudson Burnham, Architekt und Chefdesigner der Columbia-Weltausstellung 1893 in Chicago, eine intime und bedeutende Verbindung zwischen Style und Profitraten her – Schönheit habe sich immer besser ausgezahlt – und 1914 sah Walter Lippmann das Aufblühen der Reklame als Zeichen dafür, dass die Geschäftsleute versuchten, sich für die Konsumtion sowie für die Produktion verantwortlich zu machen....