Als brennende Fackel möchte Prinzessin Hamlet ihr Leben beenden. Vom Felsen will sie sich ins Meer stürzen. Die Rolle, die der Staat ihr zugedacht hat, will sie nicht mehr spielen. Filmbilder ihres spektakulären Abgangs flimmern über den Bildschirm. Das Klischee von der strahlenden Thronfolgerin verpufft im digitalen Nichts. „Eine Tragödie im Comic-Format“ hat die finnische Autorin E. L. Karhu ihren Text „Princess Hamlet“ genannt. Darin zerstört die 39-jährige Dramatikerin Rollenbilder ebenso wie Repräsentationsmuster der Medien. Das Regieteam aus Marie Bues, Co-Intendantin des Theaters Rampe, und Niko Eleftheriadis hat daraus eine vierteilige digitale Theaterserie gemacht.
Jeder der vier Teile erzählt die Geschichte aus der Perspektive einer anderen Figur: Hamlet, Gertrude, Horatia und Ofelio reflektieren den Stoff aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Was im Text der Autorin fehlt, sind die Väter und die Geister der Vergangenheit, gegen die William Shakespeares Dänenprinz einst rebellierte.
Als Prinzessin Hamlet arbeitet sich Yevgenia Korolov an ihrer Mutter und an ihrer Lebensabschnittsgefährtin Horatia ab. Klug zeigt die Schauspielerin die Wunden, die ihre Mitmenschen ihr schlagen. Das Brandmal in ihrem Gesicht fängt die Kamera in Detailaufnahmen ein. Mit kalten Blicken steigert Korolov diesen Schmerz ins Unendliche. Anfangs sitzen die Freundinnen Hamlet und Horatia in der Badewanne, verstricken sich in erotische...