Große Romane, also die großen Erzählungen von Menschen als Gesellschaft, sind für Sebastian Hartmann keine Herausforderungen fürs Theater, das wäre das falsche Wort. Schon 1999, nach seiner Off-Off-Theaterzeit mit dem ziemlich wilden wehrtheater hartmann, inszenierte er „Clockwork Orange“ von Anthony Burgess am Jungen Theater Göttingen, das damals als quirlige Durchgangsstation neuer Theaterentwicklungen galt. Bei „Clockwork Orange“ dachte man eher an Stanley Kubricks Alex-ist-alles-Verfilmung und seinerzeit auch an Castorfs Helmut-Kohl-Vereinigungsscheiße aus den frühen Jahren seiner Volksbühne. Dort fiel, nach seinem grandiosen Debüt mit Ibsens „Gespenster“, auch sein Interesse an erzählender Literatur auf und zeigte sich 2001 mit einer in die Gegenwart der Erinnerung verkanteten Version von Christa Wolfs allseits geschätztem Werk „Der geteilte Himmel“, als komisches Traumspiel einer DDR, für die sich der westdeutsche Mainstream seltsamerweise gerade zu interessieren begann. Christa Wolf war die Inszenierung ihres Buchs aus den frühen 1960er Jahren entsetzlich unheimlich, doch Hartmann lag mit der surreal grotesken Entleerung der DDR-Produktions- und Liebeswelt ästhetisch auf dem Kamm der Welle von Castorfs Volksbühne, allerdings ohne große Schnittmenge mit Christa-Wolf-Lesern.
Rund zwanzig Jahre später hat der Regisseur mit einer ganzen Dostojewski-Linie an Theaterhäusern in Leipzig, Frankfurt am Main und Dresden („Schuld und Sühne“ als vierter Streich zum Ende des Monats)...