Festivals
Wie Phoenix aus der Asche
Schauspiel für die Thüringer Landeshauptstadt?
von Anna Volkland
Erschienen in: Theater der Zeit: Volksbühne Neu (11/2021)
Assoziationen: Thüringen Guy Montavon Theater Erfurt
Das 2003 von der Stadt Erfurt aufgegebene Schauspielhaus wird zum genossenschaftlichen KulturQuartier und Montavons Musiktheaterhaus zum Transformationsprozess gebeten, junge Theaterschaffende tauchen auf, und Grundsatzfragen zur Zukunft des öffentlich subventionierten Stadttheaters werden gestellt.
Kann ein einmal verlorenes Schauspielhaus jemals wieder aufgebaut werden? Die Geschichte, die hier nur in Bruchstücken erzählt werden kann, hat – optimistisch betrachtet – einen noch offenen Ausgang. Sie beginnt in den 1990er-Jahren in der vielerorts auf Kulturabbau fokussierten (ostdeutschen) Nachwendezeit, hat zu tun mit kulturpolitischer Ignoranz, Verfall und jahrzehntelang schlafenden Theaterimmobilien, aber auch einer neuen Generation gestaltungswilliger Bürger*innen, einer bemerkenswert mitglieder- wie überzeugungsstarken Kulturgenossenschaft, aufbruchswilligen, stadtpolitisch engagierten Akteur*innen und beharrlichen Kulturinitiativen. Und zuletzt findet sich unter den Protagonist*innen auch eine hoffnungsvoll angereiste Gruppe junger Theaterschaffender, die – trotz, oder gerade wegen, der physische Kulturräume so lange verunmöglichenden Pandemie – dem Schauspiel und einem experimentierfreudigen Theater wieder eine selbstbewusste Stimme geben will. Und zwar hier, in der Mitte Deutschlands, wo seit 2003 die einzige Landeshauptstadt ohne eigene Schauspielsparte ihr Theaterhaus am Rande der Innenstadt hinter hohen Bäumen verfallen lässt.
Oder besser: verfallen ließ. Denn der Umwandlungsprozess in ein „Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft“ vereinendes, multifunktionales KulturQuartier Erfurt durch die seit vielen Jahren hierfür selbstorganisiert arbeitenden Bürger*innen hat längst begonnen:...