Er ruht. Atmet tief aus. An einem Seil, einen Aqua Punching Bag im Schoß. Nach zögernden Annäherungen, werbenden Interaktionen, missglückten Besitznahmen, kraftzehrenden Aktionen – der Performer über das Seil mit dem birnenförmigen Objekt verbunden – sind sie eins geworden. Mit dieser Fermate endet der erste Teil des dreiteiligen Soloabends „The ceremony of weight“ von Rafi Martin.
Martin bringt sich in kreisförmige Bewegungen, dreht in eine Pirouette ein, dann aus, fliegt, vom Gegengewicht emporgehoben. Was für eine scheinbare Leichtigkeit nach all der Mühe, diesem „Standhalten, Durchhalten, Aushalten, Abläufe wiederholen, sich Raum schaffen, Platz einnehmen“, wie es im Programmheft heißt. Der gezeigte Kampf, die Kraft zehrende Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper kann durchaus als Metapher für ein Sich-Abarbeiten an normativen Vorstellungen und Zwängen der Gesellschaft gelesen werden. Rafi Martin identifiziert sich als Transgender Person.
„The ceremony of weight“ ist nicht nur ein Dialog zwischen Mensch und animiertem Objekt. Rafi Martin teilt sich auch über Notizen im Programmheft mit. Der Performer, Figurenspieler, Anthropologe und Soziologe hat sich schon in seiner #TakeCare-Residenz im Jahre 2021 am FITZ Stuttgart mit Schnittstellen der Themenfelder Gender, Kampfsport, Tanz und zeitgenössischem Figurentheater auseinandergesetzt. „Es soll ein symbolischer Forschungsraum sein, die Kunst, Schläge zu geben und Schläge empfangen zu...