Thomas Köck, Sie haben 2016 zusammen mit Jörg Albrecht, Thomas Arzt, Sandra Gugić und Gerhild Steinbuch die Autor*innengruppe Nazis & Goldmund gegründet, zunächst in Form einer Internetplattform, auf der Sie wöchentlich mit künstlerischen und essayistischen Texten auf rechte, nationalistische und autoritäre politische Tendenzen weltweit reagiert, ja, gegen sie angeschrieben haben. Die öffentliche Einmischung von Künstlern in den politischen Diskurs erlebt mit dem erstarkenden Extremismus eine Renaissance, ein kollektiver Zusammenschluss ist allerdings die Ausnahme. Warum haben Sie sich zusammengeschlossen?
Ich glaube, zu einem großen Teil, um sich überhaupt erst mal irgendwie zu äußern. Zu der Zeit drehten sich alle Gespräche zwischen uns eigentlich immer um die gleichen Themen: den Rechtsruck und die offensichtliche Sprachverdrehung der Neonationalisten, die sich wunderbar mit diesem neoliberalen, pseudofreundlichen Managerdenglisch ergänzen. Außerdem wollten wir so eine Art digitale Antwort auf die digitalen Netzwerke der Identitären Bewegung kreieren und natürlich die Alternativrealitäten im Internet spiegeln. Wichtig war uns auch, auf eine daraus resultierende Verflachung von Inhalten und Themen zu reagieren, die mit dem neoliberalen Umbau einhergeht. Das hängt ja alles zusammen: die Kürzung von Finanzmitteln für Bildungseinrichtungen, der Umbau von Universitäten zu Unternehmen, die wie verrückt Drittmittel einwerben und im citation indexraufklettern wollen, die sogenannte Buchkrise, die Theaterkrise,...