Kommentar
Chemnitz und sein Schauspielhaus – ein Trauerspiel der Stadtpolitik
von Paul Tischler
Assoziationen: Debatte Sachsen Dossier: Neubau & Sanierung Theater Chemnitz Schauspielhaus Chemnitz
Erschienen am 7.4.2025

Die Stimmen aus dem Publikum sprechen eine klare Sprache: Das Schauspielhaus Chemnitz ist nicht nur ein Gebäude, sondern ein Ort der persönlichen Erinnerung und der kulturellen Identität. Doch die Stadtpolitik scheint diese Bedeutung zu ignorieren. Während die Besucherinnen und Besucher bei der gut besuchten Ausstellungseröffnung und Buchpräsentation von „Zwischen Räumen und Zeiten“ am Sonntagabend im Spinnbau ihre Sorge um die Zukunft des Schauspielhauses äußern, bleibt die politische Führung in Chemnitz auffallend passiv. Es wirkt, als ob man sich mit dem Status quo abgefunden hätte, ohne eine klare Perspektive für die Zukunft zu bieten.
Ein Schauspielhaus im Wartestand
Das Schauspielhaus ist seit vielen Jahren baufällig. 2018 beschloss der Stadtrat nach längerem Zögern, dass fünf Millionen Euro bereitgestellt werden können, um das Gebäude für den Spielbetrieb zu „ertüchtigen“, d. h. so weit instand zu setzen, dass alle sicherheitstechnischen Auflagen erfüllt werden können. Doch 2022 war auch dieses Provisorium nicht mehr aufrecht zu halten, sodass Schauspiel und Figurentheater umziehen mussten in den Spinnbau – ein Industriegebäude des VEB Spinnereimaschinenbau der ehemaligen DDR. Die große Schauspielbühne befindet sich jetzt im damaligen Speisesaal für die Arbeiter, der auch als Veranstaltungssaal für Kulturprogramme genutzt wurde. Anschaulich erläuterte die Architekturhistorikerin Annette Menting in ihrem Impulsvortrag die Geschichte...
Erschienen am 7.4.2025