Am Ende geht Nora einfach. Das von Sophia Burtscher gespielte Model nimmt sich die Freiheit, ihren Mann Helmer, einen weltberühmten Fotografen und Creative Director, ebenso wie ihre beiden Modepüppchen-Kinder zu verlassen. Was 1879 bei der Uraufführung von Henrik Ibsens Schauspiel noch eine Provokation war, scheint mittlerweile vollkommen selbstverständlich. Das weiß auch Robert Borgmann. Also verlagert er in den letzten Momenten seiner dezidiert heutigen Bearbeitung des Stücks plötzlich den Schwerpunkt der Inszenierung.
Zuvor drehte sich praktisch alles um Nora, dieses strahlende Glamour Girl, das von zahllosen Followern in den sozialen Medien gefeiert wird. Doch plötzlich rückt der von Peter Miklusz gespielte Helmer ins Zentrum des Geschehens – auf der Bühne wie auch auf den beiden Monitoren, über die Live-Videobilder und gerade aufgenommene Fotos flimmern. Der Mann, der zuvor immer mit einer Mischung aus Arroganz und Coolness agiert und sich selbst zum Maßstab aller Dinge erhoben hat, bricht gänzlich zusammen. Seine Models nehmen ihn gar nicht mehr wahr, rempeln ihn während eines Fotoshootings an und steigen schließlich gar über ihn hinweg. Von dem zappeligen Jungen, der sich mit Macho-Allüren als Macher gerierte, ist nur noch ein greinendes Häufchen Elend übrig.
Für Borgmann geht es nicht mehr nur um die Befreiung Noras, die...