Einen Band voll von eigenwilligen Lektüren und brillanten Ideen gibt es jetzt endlich auf Deutsch: Freddie Rokems vor sieben Jahren erschienenes Buch „Philosophers and Thespians“ liegt unter dem Titel „TheaterDenken“ nun in der Übersetzung vor, wobei der doppelsinnige Untertitel „Thinking Performance“ zum Haupttitel geworden ist. Rokem, Professor emeritus für Theaterwissenschaft an der Universität Tel Aviv, errichtet darin Wegmarken für ein Gelände, das sowohl Theaterschaffende als auch die Philosophie für sich beanspruchen: den Bühnenraum des Denkens. Er geht diesem Interesse zunächst in einem ersten Teil mit der Untersuchung von vier „Begegnungen“ nach, die ihn von Platons „Symposion“ über Shakespeares „Hamlet“ (und dessen „Mausefalle“) zum Briefwechsel Nietzsche-Strindberg und schließlich zur Kafka-Diskussion von Walter Benjamin und Bertolt Brecht führt.
Diese letzte „Begegnung“ wird dann zur Schwelle für den zweiten Teil, in dem in zwei „Konstellationen“ an einer Skizze für Denken und Theater im Deutschland des Zweiten Weltkriegs gearbeitet wird. Rokem zeichnet eine Szene von Unfällen und Katastrophen, von Drohungen, aber auch von Versprechen für eine künftige Zeit. Und dann endet sein Buch abrupt, mitten in den Erläuterungen zu Benjamins „Denkbildern“. Die drei Punkte am Ende des allerletzten Absatzes weisen darauf hin, dass es mehr zu sagen gäbe: von da, wohin sich das europäische...