Bericht
Tanz den Romeo!
Das Berliner Festival Tanz im August ist unter neuer Leitung gestartet
von Thomas Irmer
Assoziationen: Freie Szene Berlin Tanz Hebbel am Ufer (HAU)
Erschienen am 17.8.2023
„Alle Mauern fallen“ steht mit Wärmelicht geschrieben auf der grünlichen Rückwand von Marco da Silva Ferreiras Eröffnungsproduktion „Carcaça“ (Gerippe). Es ist ein sehr offener Slogan, dem im Stück ein portugiesisches Arbeiterlied mit dem gleichen Titel aus der Zeit der Nelkenrevolution 1974 mit wesentlich eindeutigerer Aussage vorausging. Armut wird unter einer bürgerlichen Regierung nicht verschwinden, heißt es in bitterer Klage. Der tänzerische Ausdruck von da Silva Ferreiras Choreografie spricht indes eine andere Sprache: Die Kombination von Tänzen der portugiesischen Folklore mit denen aus den ehemaligen Kolonien und Elementen des zeitgenössischen Streetdance in den bunt gemusterten Kostümen von Aleksandra Protic und Gabi Bartels vermittelt vor allem selbstbewusste Lebens- und Tanzfreude der acht Tänzer:innen. Der eigentlich mittanzende Choreograf und ein weiterer Tänzer fielen krankheitsbedingt für die Berliner Eröffnung aus, was der offenbar noch am selben Tag umgestellten Aufführung nicht anzumerken war.
Es ist die 35. Ausgabe des Festivals, das 1989 – kurz vor dem Mauerfall – von Nele Hertling gegründet wurde. Die oft hochkarätige Internationalität der Veranstaltung mitten in der Theaterpause hat Tanz im August lange schon zu einer wichtigen Position im Festivalkalender werden lassen. Eröffnet wurde es nun im HAU 1, wo der neue Künstlerische Leiter von Tanz im August, Ricardo Carmona,...
Erschienen am 17.8.2023