„Der Titel ,Heinrich von Kleists Tod' ist ein Irrtum. Nicht Kleists körperlicher Tod ist der Vorwurf: das Ringen dieses unbändigen, sich selbst bändigenden Feuergeistes aus dem Widerhall zwischen Pflicht und Empfindung, der bei aller Sprunghaftigkeit den Kampf des Einzelmenschen gegen die Umwelt zutiefst fühlt, sich auflehnt gegen Gewalt und hergebrachte willkürliche Ordnung (Prinz von Homburg), den Kampf gegen Unrecht, das aus dieser ,Ordnung' entstehen muß (Kohlhaas), der an sich selbst den spröden Widerstand der Welt gegen alle Menschen veranschaulicht, die von der Natur aus für diese Kämpfe sittlich gefestigt sind, aber vom Schicksal aus ihrer Bahn geschleudert werden. Um seinem Werk, dem leidenschaftlichen Kampf um den Zusammensturz des Alten und Vorbereitung einer neuen besseren Ordnung der Dinge, freie Bahn zu schaffen, es von den Widerständen gegen seine Person zu befreien, räumt er sein irdisches Leben freiwillig hinweg. - Diesen inneren Kampf schildert uns Jungnickels dramatisches Gedicht in engem Rahmen, aber in gewaltiger, doch gebändigter Kraft. Jungnickel gelingt als Autor ein großer Wurf. Außerdem aber kommt der junge Autor und führt als Amateur in der Hauptrolle sein Stück zum Siege. Er führt es, weil er ganz besessen vom Geiste Kleists sich selbst in einer harten holzschnittartigen Figur auf die Bretter stellt,...