Unterhaltung
Paul Pörtner, Bram Stoker/Hamilton Deane/John L. Balderston, Woody Allen
von Ute Nyssen
Erschienen in: Ist’s vorüber, lacht man drüber (11/2025)

IM THEATERJARGON GIBT ES betreffs Theaterstücken einen dehnbaren, schillernden Begriff: »Unterhaltung«. Der Begriff wird nicht als Genre oder Gattungsdefinition verwendet, die Benennung »Unterhaltungsstück« durch einen Autor, wie etwa die mit »Komödie«, ist mir unbekannt, aber da »Unterhaltung« im Fachvokabular der Theaterleute (inklusive Bühnenverleger) dennoch existiert, möchte ich für die Kategorisierung der folgenden drei Texte das Wort verwenden. Vielleicht trägt deren Darstellung zum besseren Verstehen bei.
Für die Unterhaltsamkeit eines Stücks gibt es eine soziologische und modische, geschmacksbedingte Messlatte beim jeweiligen Publikum. Jedenfalls aber bezieht sich der Begriff Unterhaltung auf die Reaktion des Publikums, auf dessen Applaus. Ein Unterhaltungsstück muss vor allem ein volles Großes Haus machen, die Uraufführung eines unbekannten Stückeschreibers im Studio hingegen braucht nur den Kunststempel.
Was das Wesen eines Unterhaltungsstücks ausmacht, also eines Stücks, das einem breiten Publikum gefällt, lässt sich nicht einfach auf den Punkt bringen. Vor Verwechslung von Unterhaltungs- mit Erfolgsstück ist Vorsicht geboten. Es gibt genügend Tragödien, die Erfolgsstücke sind – pars pro toto zum Beispiel: Die Kunstwerktragödie Antigone von Sophokles ist durchgehend ein Kassenschlager. (Dass die Gebrauchsstücke ihrerseits auch kunstvoll geschrieben sein können, versteht sich.)
Es gibt kein zu verallgemeinerndes Kriterium für das, was wir als »Kunstwerk« einstufen, jedenfalls nicht bei Theaterstücken. Doch...