Das Gespräch hat noch nicht begonnen, der Chabrol-Film im Kopf der Interviewerin schon. Ein kleines, nobles Hotel in Paris. Draußen unaufhörlicher Regen. Drinnen schickt ein beleibter Amerikaner seine unpässliche Frau aufs Zimmer. Gedämpfte Unterhaltungen. In das Warten hinein ein entschuldigender Anruf aus dem Pressebüro, Madame Huppert verspätet sich. Also doch eine Konvention, die die Meisterin der unkonventionellen Rollen beherrscht, denkt die Interviewerin noch: die Diva, die auf sich warten lässt. Dann guckt Isabelle Huppert plötzlich um die Ecke, ohne Leibgarde, ohne PR-Konvoi. Schwarzer Mantel, Blässe. Fast hätte man das Gesicht nicht erkannt, es lächelt. Natürlich: kein Chabrol-Film. Isabelle Huppert weiß trotzdem, was sie sagen will und was nicht. Sie ist, was zu erwarten war, ganz anders als erwartet. Geerdet. Freundlich. Geduldig. Und, manchmal, beinahe koboldhaft.
Isabelle Huppert, in einem Interview sagten Sie kürzlich: „Ich mache Theater weiterhin als Amateurin.“ Sie, Amateurin?
Ich empfinde mich nicht als Theaterschauspielerin. Das gibt mir eine große Freiheit. Im Theater fühlt man sich oft verpflichtet, auch Theater zu machen. Ich empfinde diese Verpflichtung nicht.
Was heißt das? Sie sind freier, weil es für Sie nicht nur das Theater gibt?
Ich habe den Eindruck, dass das Theater immer noch zu oft Opfer von Konventionen ist. Natürlich...