Als der Film „Brassed Off – Mit Pauken und Trompeten“ über die Geschichte einer nordenglischen Bergmannskapelle 1996 auch in die deutschen Kinos kam, fand er zwar für seine auf Margaret Thatcher gerichtete Sozialkritik viel Anerkennung im Feuilleton, jedoch nur recht wenige Zuschauer. Hintergrund für den von Mark Herman mit herzlicher Anteilnahme inszenierten Film sind die Vorgänge um die teilweise brutale Deindustrialisierung und die damit zusammenhängenden Grubenschließungen, die aus der englischen Arbeiterklasse eine Unterschicht machten. Dass man den Film in verschiedenen Bergbauregionen Deutschlands gelegentlich fürs Theater wiederentdeckt, kann nicht überraschen. Doch sind die Vorzeichen hier aktuell ganz andere. Im Hambacher Forst in Nordrhein-Westfalen geht es um eine ökologisch begründete Auseinandersetzung mit der Energiepolitik, und in der Lausitz kämpft – anders als seinerzeit in England – die brandenburgische Landesregierung praktisch Schulter an Schulter mit den Kumpels für den Erhalt ihres Braunkohlereviers und gegen die Ausstiegspläne der Bundespolitik.
Jörg Steinberg hat sich bei der Adaption der Bühnenvorlage von Paul Allen für das Staatstheater Cottbus nicht zu reißerischer Aktualisierung und platter Ortsübersetzung verleiten lassen. Stattdessen wird auf die Stimmigkeit einer allgemeingültigen Geschichte geachtet, in der Menschen in Umbrüchen beinahe alles, auf jeden Fall aber ihren Halt verlieren können. Auch in der Optik hält man...