Endlich ist es wieder da: das Spektakuläre – Wunder und Staunen. Was im zeitgenössischen Tanz seit dem postmodern turn eher verpönt war, bringt Florentina Holzinger nun wieder auf die Bühne. Mit allen technischen Mitteln, die das Theater zu einer Anstalt der Wünsche, Träume, Verzauberung und – ja, auch bei Holzinger! – der Belehrung machen. Unterhaltung wird großgeschrieben: mit Elementen von Zirkus, Artistik, Maschinen und Medientechnik. Seit Holzinger mit Stücken wie „Kein Applaus für Scheiße“ (2011, mit Vincent Riebeek) bekannt wurde, bietet sie dem Publikum eine aufregende Mixtur aus Ballett, Performance Art, Kampfsport, Horror- und Freakshow, und erregt mit Schweiß und Blut der Tänzerinnen, mit Lachen und Ekel die Gemüter. Man sieht: Das (Tanz-)Theater kann immer noch oder wieder provozieren.
Der Mix der Genres, den Holzinger in die schon länger stagnierende Tanzszene einbringt, hat ikonoklastische Qualität – gerade in Hinsicht auf den Umgang mit dem Kanon, mit Hierarchien im Tanz und mit Stereotypen von Gender. In ihrer mit Vincent Riebeek konzipierten und performten dreiteiligen Choreografie „Schönheitsabend. Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase“ (2015) kopulieren die beiden Tanzpaare aus der Avantgarde (unter anderem Vaslav Nijinsky und Ida Rubinstein, Anita Berber und Sebastian Droste) unter dem Vorzeichen von Queerness und Exotismus....