Wenn die Angst kommt, hat es keinen Sinn wegzulaufen, dann muss man um sein Leben schwimmen. Einer der eindringlichsten Filme der vergangenen Jahre hieß darum auch „Die Frau, die sich traut“ (2013, Regie Marc Rensing). Es ist ein Film, der für Steffi Kühnert geschrieben wurde, die Geschichte einer Frau um die fünfzig, ehemals Erfolgsschwimmerin im DDR-Leistungssport, die jetzt in einer Großwäscherei arbeitet, für ihre längst erwachsenen Kinder sorgt (die Wäsche wäscht) und mitten in diese kreisende Alltagstristesse hinein die Diagnose Krebs bekommt.
Alles vorbei? Nein, beschließt sie. Sie hat noch Kraft, und über deren Verwendung entscheidet sie dieses Mal ganz allein. Am sinnvollsten erscheint es ihr, den Ärmelkanal zu durchschwimmen. Endlich mal ein Ziel, das den Einsatz von allem erfordert: eine symbolische Tat, die den Tod für immer besiegt. Danach kann kommen, was will.
Steffi Kühnert kommt gerade vom Vorsprechen an der Ernst-Busch-Schauspielschule. Über tausend Bewerber stellen sich dort jedes Jahr vor, etwas mehr als zwanzig werden genommen. Mit 18 Jahren, das war 1981, hatte sie selbst hier begonnen zu studieren, jetzt wählt sie als Professorin für Schauspiel den künftigen Nachwuchs aus – und ist gerade ziemlich verschnupft.
Über eine große Tasse Tee gebeugt, erinnert sie sich an ihr Schwimmtraining...