Hasko Weber, was kann das Theater in einer gesellschaftlichen Situation, wie sie zurzeit existiert, machen? Wie kann es sich gegenüber Rechtspopulismus und rechten Bewegungen verhalten? Sie sind Intendant in Weimar. In einem Interview sagten Sie einmal, dass das Auseinanderdriften der Gesellschaft in Weimar selbst wenig zu spüren ist, wenn man aber ins Umland ginge, würde Ihnen schon himmelangst werden. Was erleben Sie denn da?
Seit dem von Ihnen angesprochenen Interview ist ein Jahr vergangen, und die Situation hat sich verändert. Für ein kleines Land wie Thüringen mit nur zwei Millionen Einwohnern, eher ländlich als städtisch geprägt, war der große Zuwanderungsschub deutlich spürbar. Viele der Geflüchteten, die 2015 und 2016 bei uns ankamen, sind inzwischen in andere Regionen weitergezogen, vor allem in größere Städte. Die bereitgestellten Unterkünfte standen rasch leer, und die aggressive Frustration in verschiedenen Teilen der Bevölkerung ist auf ein normales Level zurückgefallen. Das normale Level aber ist nicht unproblematisch, weil der ideologische Missbrauch dieser Situation in den Programmen einzelner Gruppierungen, aber auch einer Partei wie der AfD anhält. Es gib eine rechtsorientierte Klientel in Thüringen, wie im Übrigen in unserer Gesellschaft insgesamt. In Weimar selbst sind die städtischen Institutionen wie Bauhaus-Universität, Gedenkstätte Buchenwald, Hochschule für Musik Franz Liszt,...