Nur einmal um die Ecke braucht man zu gehen, um vom Depot, dem Ausweichquartier des Schauspiels Köln, in die Keupstraße zu gelangen, wo im Sommer 2004 in einem Friseurgeschäft der Nagelbombenanschlag stattfand, eines von vielen rechtsterroristischen Attentaten des sogenannten NSU, bei dem glücklicherweise niemand zu Tode kam, aber 18 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. Es lag also nah, der Neuinszenierung des Stücks „Die Lücke“ von Nuran David Calis im Rahmen des bundesweiten Projekts „Kein Schlussstrich!“ eine Führung durch das Quartier vorauszuschicken, dessen Geschichte in den sechziger Jahren begann, als türkische Migranten, „Gastarbeiter“, sich hier ansiedelten, weil die Wohnungen erschwinglich und Arbeitsplätze in der Nähe waren – unter anderem eben jenes Carlswerk, eine Kabelfabrik, in der heute das Theater residiert. 17 Jahre sind seit dem Anschlag vergangen, zehn seit der Enttarnung des NSU, sieben seit der Premiere der „Lücke“ und drei seit dem Ende des Münchner Prozesses, der für viele Opfer, Nebenkläger und Beobachter einen enttäuschenden Ausgang nahm, da die Urteile unterm Strich eher milde ausfielen.
Heute wirkt die Keupstraße, jedenfalls auf den ersten Blick, mit ihren vielen Geschäften und Restaurants belebt wie eh und je. Doch der Anschlag hat eine Zäsur bewirkt; keinen Stillstand, keineswegs, nur ist die einst...