Unsere Körper sind Text
Als die Guerrilla Girls* 1989 aus Protest Plakate mit der Frage „Müssen Frauen nackt sein, um ins Met Museum zu kommen?“ („Do women have to be naked to get into the Met Museum?“) aufhängten, waren in der Abteilung für Modern Art des Metro-politan Museum of Art, New York, weniger als fünf Prozent aller Ausstellenden, aber 85 Prozent aller Aktmodelle weiblich. Es war ein klares Statement gegen sexistische Strukturen und gegen die Benachteiligung von Frauen in der Kunst. Gleichzeitig wurden durch die Aktion der Guerrilla Girls die zwei unterschiedlichen Körper, die in der Bildenden Kunst vorherrschen, deutlich vor Augen geführt. Es gibt die Körper der einzelnen Kunstschaffenden, die wie alle anderen den gängigen gesellschaftlichen Normen und Wertvorstellungen unterliegen, ergo der Benachteiligung von Frauen, und es gibt die Körper der Aktmodelle, die eine Verkörperung von Normen und Wertvorstellungen sind. Die Guerrilla Girls trugen bei ihren Aktionen Gorillamasken und haben damit zumindest einen Teil ihres eigenen Körpers normativen Denkmustern entzogen.
Unser Körper ist ein Text. Er gibt permanent Informationen preis, beispielsweise über Alter, Geschlecht oder Herkunft, im späteren Leben zunehmend auch über Lebensstil, Gesundheitszustand und sozialen Status. Diese Lesbarkeit macht Körper kulturell und sozial verständlich, sie ist eine Grundvoraussetzung für zwischenmenschliche Kommunikation,...