Stück
Der Spitzel
von Bertolt Brecht
Erschienen in: Theater der Zeit: Stoff, Inhalt, Form (08/1946)
Regnerischer Sonntagnachmittag. VATER, MUTTER und KIND nach dem Essen. Das MÄDCHEN kommt herein.
DAS MÄDCHEN: Herr und Frau Klimbtsch lassen fragen, ob die Herrschaften zu Hause sind?
DER MANN (schnarrt) : Nein.
Das MÄDCHEN geht hinaus.
DIE FRAU: Du hättest selber ans Telefon gehen sollen. Sie wissen doch, daß wir jetzt noch nicht weggegangen sein können.
DER MANN: Wieso können wir nicht weggegangen sein?
DIE FRAU: Weil es regnet:
DER MANN: Das ist kein Grund.
DIE FRAU: Wohin sollen wir denn gegangen sein? Das werden sie sich doch jetzt sofort fragen.
DER MANN: Da gibt es doch eine ganze Menge Stellen.
DIE FRAU: Warum gehen wir dann nicht weg?
DER MANN: Wo sollen wir denn hingehen?
DIE FRAU: Wenn es wenigstens nicht regnete.
DER MANN: Und wohin sollte man schon gehen, wenn es nicht regnete?
DIE FRAU: Früher konnte man sich doch wenigstens mir jemand treffen
Pause.
DIE FRAU: Es war falsch, daß du nicht ans Telefon gingst. Jetzt wissen sie, daß wir sie nicht hier haben wollen.
DER MANN: Und wenn sie das wissen!
DIE FRAU: Dann ist es unangenehm, daß wir uns gerade jetzt von ihnen zurückziehen, wo alle sich von ihnen zurückziehen.
DER MANN: Wir ziehen uns...