Kommentar
Korrigiert euch!
Theaterdämmerung in Berlin, Rostock, Dessau
Erschienen in: Theater der Zeit: Song of Smoke – Der Regisseur und Musiker Thom Luz (05/2015)
Assoziationen: Debatte Volksbühne Berlin
Fehler machen kann jeder. Aber sie korrigieren, das offenbar nicht. Liegt es daran, weil einer dazu zu dumm ist (BE-Intendant Claus Peymann über den Berliner Kulturstaatssekretär Tim Renner, mit der freundlichen Einschränkung „ein bisschen“), oder weil er seine Fehler nicht für Fehler hält, sondern für besonders weitblickend, also klug? Wenn dem so ist, dann herrscht Kulturkampf in diesem Land.
Natürlich ist es dumm, die hundertjährige Volksbühnen-Tradition (unter besonderer Berücksichtigung eines Vierteljahrhunderts Castorf’scher Intendanz) mit einem Schulterzucken ad acta zu legen und einen weiteren „Eventschuppen“ (Peymann) daraus zu machen. Ebenso dumm wäre es gewesen, den manisch von der Idee, das Rostocker Volkstheater sei noch zu retten, getriebenen Neuintendanten Sewan Latchinian gleich wieder fortzuschicken: wegen zu großen Erfolgs! Nun hat die Rostocker Bürgerschaft (dieselbe, die mit 26 zu 21 Stimmen entschieden hatte, aus dem Vierspartenhaus ein Zweispartenhaus zu machen, ohne akute finanzielle Not, einfach so) mit 29 zu 18 Stimmen beschlossen, Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling anzuweisen, die fristlose Kündigung des Intendanten zurückzunehmen. Einen zweifelhaften Vergleich (von Mecklenburg-Vorpommerns Kulturabbaubeschlüssen mit den Zerstörungen der Terrorgruppe Islamischer Staat), der betont, keine Gleichsetzung sein zu wollen, hätte ohnehin kein Arbeitsgericht dieser Welt (auch nicht in Mecklenburg-Vorpommern) als hinreichenden Kündigungsgrund anerkannt.
Interessant dabei ist nicht nur, dass...