Theaterpädagogik gestern, aufgezeichnet
von Thomas Irmer
Erschienen in: 70 Jahre Zukunft – Theater der Jungen Welt Leipzig (03/2017)
Assoziationen: Theaterpädagogik Theater der Jungen Welt
Marion Firlus (Dramaturgin am TdJW 1981–2015):
Die Theaterpädagogik war umfassend organisiert, mit Vor- und Nachbereitung. Daraus entstanden gründliche Rezeptionsanalysen, die den Schauspielern und dem Inszenierungsteam vorgelegt wurden. Da ging es darum, ob bestimmte Botschaften und Kritik an moralischen Verhaltensweisen erkannt wurden. Ein Schwerpunkt in den 80er Jahren war die Stärkung des Kindes, das Mutmachen, die Betonung der Persönlichkeit und Individualität, die in »Sauwetterwind« exemplarisch der Fall waren. Die Stärkung des Selbstvertrauens, das war das große Thema.
Regina Vitzthum (Theaterpädagogin am TdJW 1982–2013):
Ich bin 1982 an das TdJW gekommen. Vorher hatte ich sieben Jahre als Lehrerin für Französisch und Deutsch gearbeitet. In der Theaterpädagogik war damals die Rezeptionsforschung ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt. Die Kinder wurden intensiv nach Identifikationsfiguren befragt, aber auch danach, an welchen Stellen es langweilig wurde, auch nach Musik, Bühnenbild, Kostümen etc. Das Ziel war, die jungen Zuschauer besser kennenzulernen und solche Erkenntnisse in die künftige Inszenierungsarbeit einfließen zu lassen. Meine Kollegin Maria Knupp und ich haben hunderte junge Zuschauer mündlich und schriftlich befragt. Unsere Erkenntnisse lieferten nicht nur Stoff für Diskussionen mit Lehrern, sondern waren nicht zuletzt auch für die Schauspieler interessant, die ja in der Regel mit den jungen Theaterbesuchern nicht so intensiv zusammenkamen.
Zu der Zeit,...