Ein Stadtspaziergang
von För Künkel und Mirjam Hildbrand
Erschienen in: Zirkuskunst in Berlin um 1900 – Einblicke in eine vergessene Praxis (02/2025)
Dieses Buch beginnt mit einem Stadtspaziergang im April 2018. Wir begeben uns mit einer Stadtführerin auf eine Tour zu den nicht mehr bestehenden Zirkusgebäuden im Berliner Stadtzentrum. Startpunkt: Brandenburger Tor und dann spreeaufwärts bis zum Hackeschen Markt. Vom ersten, 1821 erbauten festen Zirkusgebäude bis zum letzten und jüngsten, das 1895 eröffnet wurde und ähnlich wie der sogenannte Markthallenzirkus auf der Höhe des Bahnhofs Friedrichstraße über rund 4500 Plätze verfügte. An die pompösen Spielstätten erinnert heute nur noch der Name der kurzen Straße „Am Zirkus“ zwischen Friedrichstraße und Berliner Ensemble – ansonsten ist in Berlin keine Spur mehr von ihnen im Stadtraum zu entdecken. Wer durch Hamburg spaziert hat etwas mehr Glück: Im Stadtteil St. Pauli steht noch das stählerne Skelett der Schilleroper, um 1890 erbaut für die Berliner Zirkusgesellschaft Circus Busch.
Die von der Stadtführerin mitgebrachten Zeichnungen, Sitzpläne und Fotografien der Berliner Zirkusgebäude – ausgedruckt auf DIN-A4-Papier – halten wir gegen den Horizont, um uns die Spielstätten an ihren jeweiligen Standorten auszumalen. Manchmal hilft dabei noch ein kurzes Zitat aus einem Bericht einer damaligen Zeitung. Doch wie sahen die Gebäude in ihrem Inneren aus, wie wurden die Gebäude beleuchtet und beheizt, was wurde dem Publikum auf ihren Spielflächen präsentiert und...