Dem Gedächtnis eines Großen
Reinhardt-Erinnerungen
Erschienen in: Theater der Zeit: Zeittheater oder Theater der Zeit? (07/1946)
Assoziationen: Akteure Berlin Deutsches Theater (Berlin)
Überzeugen – das war Reinhardts große Kunst. Kein gewaltsames Aufdrängen, sondern Überzeugen, daß er recht hatte, dann war es dem Schauspieler leicht, den Ton zu treffen, den Reinhardt wollte. Niemals, nicht ein einziges Mal in seiner ganzen Regietätigkeit hat Reinhardt einen Schauspieler gezwungen, etwas zu tun, wovon dieser nicht überzeugt war. Und daß es ihm gelang, uns zu überzeugen, daß wir überzeugt waren: „Er hat recht!“ – das war eben ein Zeichen und ein Beweis für seine grandiose Regiebegabung, die das Auge des Malers und das Ohr des Musikers hatte. Und nicht nur wir Jüngeren, auch die Großen, die Größten und Arriviertesten fühlten das genau so. Ich rufe die noch lebenden Albert Bassermann und Paul Wegener als Zeugen auf, ob sie meine Behauptungen bestätigen werden.
Und jetzt kommt ein Name, der an dem heutigen Tage nicht übergangen und nicht vergessen sein darf: Edmund Reinhardt, Max Reinhardts Bruder. Wenn Max Reinhardt den künstlerischen Geist seiner Theater repräsentierte, so war es sein Bruder Edmund, der die ganze ungeheure Arbeit der geschäftlichen und organisatorischen Leitung der Reinhardtschen Unternehmungen, die ja schließlich gewaltige Ausdehnungen und Ausweitungen erreichten, leistete und in einer Weise leistete, der man seine Bewunderung nicht versagen kann. Es war ein rührendes...