Bericht
Tiere auf Segways
Kann die diesjährige Ausgabe des CircusDanceFestivals ihrer Thematik „Zirkus & Erbe“ gerecht werden?
Assoziationen: Freie Szene Zirkus Nordrhein-Westfalen Dossier: Festivals Overhead Project
Erschienen am 31.5.2024
„Re:Inventing Circus“ lautet das Motto der fünften Ausgabe des Kölner CircusDanceFestivals und widmet sich damit dem notwendigen Balanceakt zwischen Erbe und Erneuerung. Das facettenreiche Programm bietet verschiedene Zugangsmöglichkeiten, um sich in den Tagen vom 16. bis 20. Mai kritisch mit dem Zirkusbegriff auseinanderzusetzen. Das künstlerische Bühnenprogramm stellt identitätspolitische Fragen, Workshops beschäftigen sich mit feministischem Clowning und die erste Version des „Archive Lab“ in Kooperation mit dem Tanzarchiv Köln forscht innerhalb der Zirkushistoriografie. Während das Festival unter dem Begriff des „Re:Inventing“ versucht, Zeitgenössischen Zirkus im Bewusstsein der eigenen kolonialen Historie neu zu definieren, ist gleichzeitig ein zweites Zirkuszelt in Köln aufgestellt: Zwar setzt das Roncalli seit 45 Jahren progressive Impulse für die Zirkuskunst, aber reproduziert dabei auch schreckliche Sensationen von Stereotypen. Der Kontrast bietet eine diskursive Manege zwischen Tradition und Innovation.
Bisher nur als minderes Spektakel abgetan, ist das Genre Zirkus seit letztem Jahr von der deutschen UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt, weil es sich über Generationen hinweg als Ausdrucksform weiterentwickelte. In einem Videogruß beschreibt Kulturstaatsministerin Roth das CircusDanceFestival als „internationalen Leuchtturm“, der wichtige Impulse in der Weiterentwicklung setzt. Der Künstlerische Leiter Tim Behren stellt die Frage danach, wie der kritische Blick auf ein immaterielles Kulturerbe geschärft werden soll und schlägt...
Erschienen am 31.5.2024