Macht macht Lust auf mehr Macht. Wie das dem machtlosen Volk zu verkaufen ist, ohne dass es rebelliert? Das trainiert Julius Caesar in der nach ihm benannten deutschsprachigen Erstaufführung eines Textes von Peter Verhelst, den Robert Teufel an der Landesbühne Niedersachsen Nord als Prolog für einen klugen Männerabend im Herrschergewand nutzt. Macht macht auch mächtig frei, so frei, eine Willkürherrschaft zu errichten, wie ein paar Jahre später der wahnwitzige Imperator Caligula in dem nach ihm benannten Drama von Albert Camus. Zwei Aspekte des aktuellen Phänomens zunehmender Autokratie in der Politik. Teufel widersteht aber der Versuchung, die beiden römischen Potentaten als Geistesverwandte von Erdoğan, Putin, Trump, Orbán & Co. zu inszenieren. Sondern verdichtet mit kühlem Minimalismus und kompromisslosem Formwillen die historischen Figuren zu Chiffren der Machtpolitik.
Die Bühnenmusik sorgt für eine Bedrohlichkeitskulisse. Weiße Stellwände begrenzen die Spielfläche, an denen sich Brutus als Beobachter, Sprecher und Versteher des Volkes herumdrückt. Wie zum Verhör hochgedimmtes Weißlicht lenkt alle Konzentration auf Hauptdarsteller Simon Ahlborn. Stolzsteif und doch in voller Körperspannung, wie ein schwarzer Panther in Absprungerwartung, gibt er den einsamen, von Emotionen gereinigten Caesar. Kontrolliert fanatisch jede Pose und seine geradezu maschinelle Artikulation. Als wäre er gerade bei einem Redner-Workshop für demagogische Einpeitscher. Mehrfach...