Theater der Zeit

Essay

Selbstausbeutung fürs Selbstverwirklichen

Die Wertewelt der Millenials prägt inzwischen die Kulturszene

von Leander F. Badura

Erschienen in: Theater der Zeit: Millennials im Theater – Eine Generation auf der Suche (11/2023)

Assoziationen: Debatte

alliance / Westend61 | Elisatim

Millennials trinken zu wenig Milch. Millennials trinken zu wenig Alkohol. Millennials gucken immer noch „Harry Potter“. Millennials sind sehr gut ausgebildet. Millennials sind häufiger krank. Das sind nur wenige der mal gefühlten, mal fundierten Annahmen, die über die sogenannten Millennials kursieren. Deutlich wird dabei: Die von 1980 bis Mitte-Ende der 1990er Geborenen sind anders – als ihre Eltern, die Boomer, die als unausgesprochene Vergleichsfolie dienen. In einer Hinsicht scheint man sich einig zu sein: Millennials sind faul und ichbezogen. So klagt das Kapital regelmäßig über eine vermeintlich sinkende Arbeitsmoral – andererseits titelte das Time Magazine schon vor zehn Jahren: „The Me Me Me Generation: Millennials are lazy, entitled narcissists who still live with their parents / Why they’ll save us all“.

Diskussionen über Generationen kranken immer an zweierlei: Erstens ist jede solcher Einteilungen in gewissem Maße willkürlich – warum nicht die Kohorte 1970 bis 1985 nehmen? – zweitens fallen dabei andere Unterscheidungen unter den Tisch, vor allem die verschiedenen sozialen Klassen. Anders gesagt: Wer Millennial sagt, meint in der Regel gut ausgebildete Menschen der Mittelschicht westlicher Staaten.

Eines lässt sich jedoch nicht leugnen: Über kaum eine Generation wurde und wird so viel geschrieben und geredet, noch bevor sie in gesellschaftlich...

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