Herr Kušej, der Burgtheater-Direktor, heißt es in Wien halb ernst, halb scherzhaft, rangiert in Österreich noch über dem Bundespräsidenten. Recht viel höher kann es für einen Theatermacher nicht hinaufgehen.
Dagegen arbeite ich aber an. Ich möchte nicht als „Herr Direktor“ angesprochen werden. Ich bin niemand, der korrumpierbar wäre durch so eine Ansprache. Trotzdem mache ich mir Gedanken zu Geschichte und Tradition des Burgtheaters, die mir natürlich Respekt einflößen. Ich habe den Job angenommen, weil ich mich frage, wie man eine solche Institution fit macht für die Zukunft. Die Wiener Staatsoper, die Salzburger Festspiele und eben auch das Burgtheater begründen den Anspruch Österreichs als Kulturnation. Muss ich diese Tradition partiell auch ausblenden, um nach vorne zu schauen? Wie geht es weiter mit dem Theater in einer digitalen Gesellschaft? Welche Rolle kann das Theater spielen in einer Metropole wie Wien, wo viele Sprachen und Ethnien zusammenleben? Das sind Fragen, mit denen sich auch dieses Traditionshaus beschäftigen muss. Das will ich angehen.
Was die Kulturnation Österreich angeht, hat die Zeit einmal geschrieben, das Burgtheater sei „Wahrzeichen eines Staats, der verlorene politische durch kulturelle Weltgeltung ersetzt“. Ist da was dran?
Finde ich gar nicht. Wir können nichts ersetzen und müssen auch nicht für Weltgeltung...