Essen ist eine geteilte Stadt. Gleich zwei Mauern, die als Lärmschutzwände zu beiden Seiten die Autobahn A40 einhegen und den Anwohnern eigentlich nur ein bisschen Ruhe schenken sollen, zerschneiden die Stadt. Die stark befahrene Autobahn, die euphemistisch als eine Art Lebensader des Ruhrgebiets beschrieben wird, in Wahrheit aber eher einer chronisch verstopften, kurz vor dem Infarkt stehenden Arterie gleicht, bildet eine deutlich sichtbare Grenze. Sie separiert den Norden vom Süden der Stadt und damit die alten Arbeiterviertel von den Villensiedlungen im Grünen. Wer nördlich der A40 aufwächst, schafft kaum einmal den Sprung auf die andere Seite, und wer dort in den südlichen Stadtteilen lebt, wird die Autobahn höchstens zur Arbeit oder zum Shopping überqueren. Der Weg ins Kino, die Mall oder ins Grillo-Theater führt zwar auf die andere Seite der Stadt, endet aber doch auf quasi neutralem Boden. Denn dort mischen sich die gesellschaftlichen Schichten noch ein wenig. Ansonsten bleibt man eher unter sich. Dieses soziale und natürlich auch monetäre Süd-Nord-Gefälle ist für viele Städte des Ruhrgebiets charakteristisch. In Essen offenbart es sich aber besonders deutlich. Hier ist die eingemauerte A40 tatsächlich eine Art „Sozialäquator“.
Nicht ohne Grund sagt Christian Tombeil, der die Leitung des Schauspiels Essen im Sommer 2010...