Schach ist ein Spiel für Strategen. Da wird taktisch kalkuliert, um den eigenen Wirkungsbereich zu vergrößern. Auch jenseits des Bretts beherrschen einige dieses Spiel perfekt.
Betrachten wir den Theaterstreit an der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle (TOOH), der am 22. Februar mit der Nichtverlängerung des Opernintendanten Florian Lutz in eine neue Runde ging, daher einmal als Schachspiel. Da gibt es auf der einen Seite diejenigen, die im Laufe der Intendanz von Lutz die Freude an der Oper verloren haben. Dazu gehören ein schwer zu beziffernder Teil des Publikums, ein Großteil des Orchesters, die designierte Generalmusikdirektorin Ariane Matiakh sowie eine knappe Mehrheit der neun Aufsichtsratsmitglieder der TOOH. Auch TOOH-Geschäftsführer Stefan Rosinski zählt dazu. Auf der anderen Seite stehen der ebenso schwer zu beziffernde andere Teil des Publikums, ein Großteil der Presse, über neunzig Unterzeichner eines offenen Briefes (darunter etliche Intendanten), sowie der Hallenser Oberbürgermeister Bernd Wiegand, der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender ist.
Künstlerisch gesehen könnte dieses „Spiel“ durchaus spannend verlaufen. Lutz vertritt eine Ästhetik, die frei mit der Geschlossenheit eines Werkes umgeht: Die Musik darf unterbrochen werden, das Sujet wird aktualisiert, Sänger, Musiker, Zuschauer sitzen mitunter im ganzen Raum verteilt. Den Aufsichtsratsmitgliedern muss diese an anderen Opernhäusern mit Erfolg erprobte Ästhetik derart...