Rudolf Nurejew
Die Biographie
Erschienen in: Rudolf Nurejew – Die Biographie (05/2016)
Assoziationen: Theatergeschichte Tanz Akteure
Er starb unter unsäglichen Schmerzen. Jedes noch so kleine Stück Stoff auf seiner Haut war ihm eine Tortur. Er lag nackt da, mit Seide oder Kaschmir bedeckt. Nichts verschaffte ihm Erleichterung. Sein Körper sprach auf die Medikamente nicht mehr an. Jede Erhöhung der Dosis hätte ihn töten können. Er litt unvorstellbare Qualen. Aber er beklagte sich nicht. Nie, bis zu seinem Tod, hatte er sich in Selbstmitleid gefallen, nie gefragt: Warum gerade ich? Bis zum Ende glaubte er, die Wissenschaft würde ein Mittel gegen diese Krankheit finden und ihn retten. Er wartete geduldig, so geduldig, wie er die rasch fortschreitende Krankheit über sich ergehen ließ. Er lag im Krankenhaus Notre-Dame du Perpétuel Secours in Levallois-Perret, umgeben von Freundinnen, die sich abwechselnd um ihn kümmerten. Freunde hatte er kaum. Männer waren für Verträge, Choreographien und Sex da – aber nicht für Freundschaften. In seinem letzten Lebensabschnitt dachte er nicht mehr an Auftritte oder an den Sinn des Lebens. Er machte keine Pläne mehr. Alles war dem Körperlichen unterworfen, das konkret und allgegenwärtig war. Man konnte es am Gesicht sehen, das sich durch das Leiden verändert hatte. Dennoch kämpfte er, gab den Kampf nicht auf. Die Ärzte wunderten sich, dass er die...