Essay
Neue Dramatik, alte Geschichten, neue Welten
Neue Texte im Verhältnis zu einer neuen Realität
Erschienen in: Theater der Zeit: Neue Dramatik (03/2023)
Assoziationen: Dramatik Dossier: Neue Dramatik

Eine Generation folgt auf die nächste, auf die nächste, auf die nächste. Das ist der Lauf der Dinge. Zeit vergeht unaufhörlich und so verändert sich die Welt. Den Blick auf diese hat eine neue Generation Dramatiker:innen gerichtet, deren Texte immer präsenter auf den Bühnen des deutschsprachigen Raumes werden. Ist sie also dabei, die Alten abzulösen? Kommen nun die Jungen? Oder sind es vielmehr einfach die neuen Stücke, die neue Sprachen, neue Themen und neue Akteur:innen auftreten lassen und so eine neue Realität abbilden, im besten Falle diese sogar selbst bilden? Das hätte dann weniger mit dem Alter der Körper zu tun, aus dem diese neuen Texte entstehen, als mit der Art, wie diese Autor:innen die Welt wahrnehmen, die immer eine andere sein wird als gerade gesehen, gerade beschrieben, immer schon geschehen. Es ist sicher lohnender, die Neuerungen der Formen zu betrachten, als Generationen zu formen. Dieses Abarbeiten an der vorherigen Generation ist 2023 allerspätestens aber schon länger out. Referenz, Verfremdung, Pop, Popliteratur, Diskurstheater, Postdramatik. Das ist irgendwie alles over and out und irgendwie halt auch nicht. Einen konservativen Backlash zur Dramatik gab es nicht, ebenso wenig wie das postdramatische Theater abgelöst wurde, hat das „Dagegen“ seine Ambition verloren. Das „Gegen“...