Theater Oberhausen: Mit Jelinek durch die Stadt
Wie bestellt und nicht abgeholt steht er da, im Gestrüpp unterhalb der großen Werbetafel für ein Möbelhaus und wartet vergeblich. Der Märchenprinz hat ausgedient, bei Elfriede Jelinek sowieso. Aber auch in der alltäglichen Wirklichkeit unserer Welt, die vom Glauben an den Konsum bestimmt wird. Während man auf der anderen Seite der viel befahrenen Straße in der Nähe des Oberhausener Hauptbahnhofs steht und dem immer ungeduldiger werdenden Daniel Rothaug zusieht, erklingen aus den Kopfhörern Passagen aus Jelineks zweitem „Prinzessinnendrama“. Die Geschichte von Dornröschen und dem Prinzen, der sie erweckt, bekommt an diesem Ort eine andere Bedeutung. Jelineks Dekonstruktion klassischer Märchenromantik spiegelt sich in einem ganz konkreten Alltagsbild. Den Blumenstrauß in der Hand, erinnert einen Rothaugs wartender Galan daran, dass es Märchenprinzen in Wahrheit nur in Hollywoodfilmen und Werbeclips gibt.
Solche Verbindungen ergeben sich in Paulina Neukampfs Annäherung an die „Prinzessinnendramen“ immer wieder. Ursprünglich wollte sie die drei Stücke für die kleine Oberhausener Bühne inszenieren. Doch die Pandemie hat das unmöglich gemacht. Also hat sie drei „Hörspaziergänge“ für jeweils zwei Personen konzipiert, die, unter Beachtung aller Auflagen und geleitet von Symbolen auf dem Trottoir, durch Altoberhausen gehen (Ausstattung Pascal Seibicke, Sounddesign Sarah De Castro). Die...