Eine Stadt am äußersten östlichen Rand der Republik an der Oder-Grenze, die von ihrem historischen Bezugspunkt – der Großstadt Stettin, heute Szczecin in Polen – seit dem Zweiten Weltkrieg abgeschnitten ist. Der nächste Autobahnanschluss ist mehr als dreißig Kilometer entfernt, die Regionalbahn, die die Stadt auch mit Berlin verbindet, endet hier. Bis 1788 war sie Residenzstadt der Markgrafen von Brandenburg-Schwedt, einer Nebenlinie der Hohenzollern, und gehörte zu Brandenburg-Preußen. Die Geschichte der Stadt und der uckermärkischen Region ist von der Aufklärung und religiösen Toleranz der märkischen Kurfürsten im 17. und 18. Jahrhundert geprägt: Die Ansiedlung von hugenottischen Glaubensflüchtlingen und die Etablierung des Tabakanbaus bildeten eine gewichtige Traditionslinie, auf die sich der scheidende Intendant Simon und sein Nachfolger Nicke explizit beziehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Randlage an der Oder-Neiße-Grenze im Zuge der Industriepolitik der DDR gewissermaßen „kompensiert“: Aus der Retorte wird ein bedeutsames Zentrum der Grundstoffindustrie, das Petrolchemische Kombinat (PCK) aus dem Boden gestampft. Bis auf über 50 000 wuchs damit explosionsartig die Zahl der Einwohner, die nach dem Krieg bei etwa 6000 gelegen hatte.
Der massenhaften Ansiedlung von Industriearbeitern folgte der Ausbau der kulturellen Infrastruktur einigermaßen erratisch: Anfang der 1970er Jahre wurde mit der Projektierung jenes Kulturhauses auf der...