Zwischen Mythos und verknöcherter Institution: In den letzten siebzig Jahren hat sich die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ den Ruf aufgebaut, die Theater- und Filmgrößen von morgen auszubilden. 1905 gründete Max Reinhardt die Schauspielschule des Deutschen Theaters zu Berlin und legte damit den Grundstein für die spätere DDR-Institution. Nachdem der ästhetische Pionier 1933 aus Deutschland fliehen musste, übernahm erst Woldemar Runge, dann Heinz Dietrich Kenter die Leitung der Hochschule. Während der Zeit des Nationalsozialismus erhielt sie das zweifelhafte Prädikat, die „disziplinierteste, künstlerisch entwicklungsfähigste“ Ausbildungsstätte unter den deutschen Schauspielschulen zu sein, bis sie 1944 schließen musste.
Im September 1951 erhielt sie im Zuge ihrer Verstaatlichung in der DDR die Unabhängigkeit vom Deutschen Theater. Von diesem Gründungsmoment an verband man die Hochschule mit einer bestimmten Schauspieltradition, beruhend auf Konstantin Stanislawski und Bertolt Brecht. Dieser Ruf hat sich bis heute gehalten, hinke dem, was an der Hochschule passiert, aber hinterher, meint die neue Rektorin Anna Luise Kiss. Mit Beginn des Wintersemesters löste die Medienwissenschaftlerin den bisherigen Rektor Holger Zebu Kluth ab, der nur vier Jahre diese Stelle bekleidete. Neben ihren Engagements als Film- und Fernsehschauspielerin verfolgte Kiss eine akademische Karriere, studierte Kultur- und Medienwissenschaften an der Filmhochschule „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg und promovierte...