„Es war einmal … ich, ich, ich!“ Mit diesem Ausruf egozentrischer Maßlosigkeit beginnt das diesjährige Weihnachts- und Familienstück am Theater Oberhausen. In Serkan Salihoglus Adaption von Hans Christian Andersens Märchen „Die Schneekönigin“ treibt die Protagonistin, eine dürre, fast geisterhafte Puppe, deren Gesicht so bleich wie ein Totenschädel ist, nicht nur Splitter ihres Spiegels in die Augen und Herzen der Menschen. Ihr eisiges „Ich“ verbreitet ein Klima sozialer Kälte. Kein Wunder also, dass sie es ausgerechnet auf den kleinen Kay abgesehen hat. Schließlich verbindet ihn eine so enge Freundschaft mit dem Nachbarsmädchen Gerda, dass beide niemals eigene Interessen über die der anderen stellen würden. Erst als sich ein Splitter aus dem Spiegel der Schneekönigin in seinem Herzen festsetzt, wird Kay zum Egoisten und damit blind und fühllos für andere. Und so muss Gerda in Salihoglus poetischer Inszenierung, in der Schauspiel und Puppentheater Hand in Hand gehen, mehr als nur ihren Freund retten. Ihre Reise in den hohen Norden ist auch eine Mission im Namen einer Welt, in der nicht jeder nur an sich denkt.
Serkan Salihoglus „Schneekönigin“ ist eine wundervolle Anomalie. Wann hat schon einmal ein Weihnachtsstück den Geist eines Theaters derart gewandt und zugleich so spielerisch-leicht gespiegelt? Das „Wir“, für...