Victoria Behr, in der Mode sind Körper und Kleid aufeinander angewiesen, sie benötigen einander. Das eine kann ohne das andere nicht sein. Laut der Modetheoretikerin Gertrud Lehnert verschmelzen sie zu einer Art „Modekörper“. Auf der Bühne gewinnt diese Verbindung noch einmal mehr an Bedeutung. Das Kostümbild besitzt dort nicht die Funktion, Lifestyle oder den Zeitgeist abzubilden. Es schafft selbst einen Körper, in den die Schauspieler schlüpfen und zu lebendiger Form werden. Kann man so Ihre Kostüme beschreiben?
Das trifft es ungefähr. Was ich mit meinen Kostümen versuche, soll den Schauspielern helfen, eine Figur entstehen zu lassen, die ihnen eine Körperlichkeit gibt und bestimmte Bewegungen ermöglicht. Wenn ich einer Schauspielerin ein Kleid mit großen Puffärmeln anziehe, gebe ich ihr mit dieser stark übertriebenen Form etwas vor: Sie kann sich nicht mehr zusammenkauern und in der Ecke herumstehen. Ich verleihe dieser Figur damit eine unübersehbare Präsenz, weil sie total exponiert sowohl durch ihre Form als auch durch die Farbigkeit im Theaterraum steht.
Ihre schrillen und verrückten Kostüme sorgen für starke Spannungen auf der Bühne und werden von der Kritik gefeiert. Seit Sie mit Herbert Fritsch arbeiten, wurden Sie mehrmals als Kostümbildnerin des Jahres ausgezeichnet. Was veranlasste Sie zu dieser sehr selbstbewussten Kostümauffassung?...