Mittelreich (2017) ist eine Inszenierung von Anta Helena Recke nach einer gleichnamigen Inszenierung von Anna Sophie Mahler nach einem gleichnamigen Roman von Josef Bierbichler. Der Roman aus dem Jahr 2011 erzählt die Geschichte einer bayerischen Seewirtsfamilie über drei Generationen und zwei Kriege hinweg. Mahlers Inszenierung von 2015 ist ein Stück Musiktheater, das das Gesellschaftliche und die Zeitläufe in den Erblasten und Verwerfungen einer alltäglichen Familiengeschichte aufspürt. Recke schließlich, zuvor an den Münchner Kammerspielen und in Mahlers Inszenierung als Regieassistentin tätig, zeigt 2017 eine Reinszenierung der Produktion, die im selben Bühnenbild und Kostümbild spielt und die szenischen Arrangements und Vorgänge bis ins Detail nachstellt. Nur die Besetzung hat sich geändert. Diese »Schwarzkopie«1, wie sie von der Regisseurin genannt wurde, hat das deutschsprachige Theater mit Strategien der zeitgenössischen Kunst konfrontiert, rassistische Ressentiments des Feuilletons hervorgetrieben und wurde 2018 als eine der ›herausragendsten‹ Inszenierungen des Jahres zum Theatertreffen eingeladen.
Die folgenden Überlegungen fragen, was dieser Erfolg bedeutet, wie er zustande gekommen ist und was aus ihm folgt. Wurde nur etwas sichtbar gemacht oder hat sich auch etwas verändert? Es wird vorgeschlagen, die Aufführung als eine Versuchsanordnung zu beschreiben, die nicht nur etwas zeigt, als vielmehr artikuliert: nämlich die Weißheit2...