Der rote Punkt des Laserpointers wandert über die Wände eines weißen Raums – auf der hektischen Suche nach zwei Menschen, die sich in diesem White Cube fluchtartig bewegen. Und boing-boing-boing-boing zerplatzen in hoher Frequenz mit Farbe gefüllte Geschosse auf ihren Körpern. Abgefeuert von einer ferngesteuerten „Waffe“, einem Roboter mit Kameraauge, der bis zu zehn Farbbälle pro Sekunde abschießen kann. Die beiden Performer Bas van Rijnsoever und Claudio Ritfeld werfen sich schutzsuchend hinter Gegenstände, die in minutenlangen Salven beballert werden. Das Aufprallgeräusch der kleinen Kapseln klingt hart und lässt den Schmerz erahnen, den die beiden hier unbedingt vermeiden wollen. Die Schützin am Auslöser des Geräts ist eine der Zuschauerinnen und Zuschauer, die zu Julian Hetzels Inszenierung „The Automated Sniper“ gekommen sind. Immer wieder werden an diesem Abend Freiwillige gesucht und gefunden, die an einem Ort hinter der Bühne mit einem Joystick vor einem Monitor sitzen und auf die Performer schießen – ganz im Sog eines für sie medialen Ego-Shooter-Spiels gefangen, nur dass sie hier live eine Waffe auf reale Menschen richten.
Es ist eine für den Regisseur und Künstler Julian Hetzel typische Inszenierungssituation, in der er die Zuschauer sehr konkret mit den Widersprüchen ihres Handelns konfrontiert und zugleich die Stellung der...